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Review: Labyrinthine - Console Edition

von Andreas · ca. 4 Min. Lesezeit
Labyrinthine - Console Edition

Dichter Nebel, das Licht der Taschenlampe reicht kaum einen Meter weit, irgendwo in der Ferne ein Schrei – und dann nur noch Dunkelheit. Labyrinthine – Console Edition will nicht einfach gruseln, sondern in Panik versetzen. Nach dem Erfolg auf dem PC hat das Koop-Horrorspiel nun auch seinen Weg auf PlayStation 5 und Xbox Series X|S gefunden. Entwickelt vom kleinen Studio Valko Games und veröffentlicht von Klabater, kombiniert der Titel klassische Schreckmomente mit Teamarbeit, Orientierungssinn und einer ordentlichen Portion Chaos. Doch wie gut funktioniert der Horror im Labyrinth auf Konsole wirklich?

Im Kern dreht sich Labyrinthine um das, was der Name verspricht: ein endloses, sich ständig veränderndes Labyrinth voller Rätsel, Monster und Geheimnisse. Allein oder mit bis zu acht Personen wagt man sich in die Dunkelheit, bewaffnet mit nichts weiter als einer Taschenlampe, ein paar Leuchtstäben und dem verzweifelten Versuch, den Ausgang zu finden. Der Nervenkitzel entsteht weniger durch Jumpscares, sondern durch das Gefühl des völligen Ausgeliefertseins. Jede Gabelung kann ins Nichts führen, jeder falsche Schritt in den Armen eines Ungeheuers enden. Und doch zieht genau dieses Gefühl einen immer wieder zurück hinein.

Im Story-Modus folgt man der Spur der verschwundenen Kollegin Joan, während sich nach und nach ein düsteres Geheimnis um ein altes Grundstück entfaltet. Die Geschichte bleibt vage, vieles wird nur über verstreute Notizen oder Tonaufnahmen erzählt, doch die Atmosphäre trägt sie, besonders, wenn man sie gemeinsam erlebt. Der zweite große Spielmodus, die sogenannten „Case Files“, bietet prozedural generierte Labyrinthe, die bei jedem Durchlauf neu entstehen. Wer will, kann eigene Level erstellen, sie mit Freunden teilen oder tägliche Herausforderungen absolvieren. Damit bietet Labyrinthine überraschend viel Langzeitmotivation, auch wenn die Struktur simpel bleibt.

Das eigentliche Gameplay besteht aus Erkundung, Sammeln und Überleben. Türen müssen geöffnet, Schalter aktiviert und Symbole entschlüsselt werden, während gleichzeitig der Tod hinter jeder Ecke lauert. Über 30 Monsterarten sorgen für Abwechslung, von Kreaturen, die man nicht ansehen darf, bis hin zu Wesen, die nur auf Geräusche reagieren. Viele Begegnungen laufen auf Flucht oder Verstecken hinaus, selten auf echte Strategie. Manche Puzzles sind clever eingebunden, andere arten in Sucherei aus, wenn winzige Objekte im Dunkeln kaum zu erkennen sind. Mit Leuchtstäben und Sprühfarbe lassen sich Wege markieren, doch wer sich verlaufen hat, wird schnell zur leichten Beute. Trotz dieser Frustmomente entfaltet sich im Zusammenspiel mit Freunden ein faszinierendes Wechselspiel aus Panik, Lachen und Orientierungslosigkeit und genau das macht den Reiz des Spiels aus.

Grafik

Technisch zeigt sich Labyrinthine – Console Edition solide, aber nicht makellos. Die Umgebungen reichen von nebelverhangenen Heckenlabyrinthen über verlassene Minen bis hin zu Katakomben, Mooren und alten Herrenhäusern. Die Lichtstimmung ist grandios, jede schwankende Flamme, jeder Lichtkegel wirkt greifbar, doch die Sichtweite ist bewusst extrem begrenzt. Das sorgt für Spannung, kann aber auch frustrieren, wenn man ständig gegen Wände läuft oder Objekte übersieht. Auf der Xbox Series S|X läuft das Spiel weitgehend stabil in 4K, kleinere Ruckler und späte Textur-Ladezeiten sind jedoch keine Seltenheit. Charaktermodelle und Animationen wirken teils grob, was dem Spiel aber fast schon seinen B-Movie-Charme verleiht. Besonders in Bewegung entfaltet sich die beklemmende Düsternis, die an frühe Horror-Klassiker erinnert.

Sound

Akustisch überzeugt Labyrinthine auf ganzer Linie. Das Sounddesign ist der heimliche Star des Spiels, jedes Knacken, jedes Flüstern, jedes entfernte Echo sorgt für Gänsehaut. Oft ist das Gehör der beste Orientierungssinn: Wer genau hinhört, erkennt früh, ob Gefahr naht. Die Musik hält sich dezent im Hintergrund, steigert sich aber in Schlüsselmomenten zu wuchtigen, nervenaufreibenden Klängen. Die Monster sind akustisch klar unterscheidbar, und wer mit Kopfhörern spielt, erlebt ein erstaunlich intensives Raumgefühl. Im Gegensatz dazu wirken einige englische Sprecherleistungen etwas hölzern, was der Stimmung aber kaum schadet, im Gegenteil, es erinnert fast an alte Horrorfilme, bei denen gerade das Unperfekte zur Authentizität beiträgt.

Multiplayer

Im Multiplayer-Modus zeigt Labyrinthine schließlich sein wahres Potenzial. Die Möglichkeit, mit bis zu acht Personen online zu spielen, ist nicht nur ein Gimmick, sondern Herzstück des Spiels. Crossplay funktioniert reibungslos, und der eingebaute Voice-Chat ist essenziell: Wenn plötzlich ein Schrei durchs Headset hallt oder ein Mitspieler im Nebel verschwindet, ist der Horror perfekt. Das Zusammenspiel aus Angst und Komik funktioniert hervorragend, man schreit, lacht und stolpert gemeinsam durch die Dunkelheit. Selbst technische Patzer oder kleinere Bugs verzeiht man in solchen Momenten, weil das Erlebnis in der Gruppe alles trägt. Wer allein spielt, verliert hingegen schnell die Motivation, da die Stärken des Spiels klar auf Teamdynamik ausgelegt sind.

Fazit

Andreas
Andreas
YouGame Redaktion
Labyrinthine ist kein Spiel für schwache Nerven und kein Spiel für Einzelgänger. Die klaustrophobische Stimmung, das exzellente Sounddesign und das Zusammenspiel im Koop machen es zu einem Highlight für Fans des kooperativen Horrors. Technisch gibt es Ecken und Kanten, die Story bleibt oberflächlich, und allein verliert das Spiel schnell an Reiz. Doch wer Freunde hat, die mit Taschenlampe und Nerven aus Stahl bewaffnet sind, findet hier genau das richtige Abenteuer für lange Nächte.

Am Ende ist Labyrinthine – Console Edition kein perfektes Horrorspiel, aber ein erstaunlich effektives. Es lebt nicht von komplexen Rätseln oder technischer Perfektion, sondern von Atmosphäre, Zusammenarbeit und Angst. Wer bereit ist, sich auf das langsame Tempo, die undurchsichtigen Wege und die ständige Bedrohung einzulassen, erlebt eine der immersivsten Koop-Erfahrungen des Jahres. Besonders in der Gruppe entsteht ein Wechselbad aus Schrecken und Lachen, das man so schnell nicht vergisst.
Grafik
7/10
Sound
9/10
Multiplayer
8/10
Gameplay
7/10
Spielspaß
8/10