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Filmkritik: Superman

· ca. 3 Min. Lesezeit Andreas Zommer
Film-Bild: Superman

Was passiert, wenn Empathie auf Ironie trifft, ein chaotischer Superhund das DC-Universum aufmischt und Superman plötzlich so verletzlich wie noch nie daherkommt? James Gunn schmeißt die altbekannten Zutaten in einen popkulturellen Mixer – und serviert einen Mann aus Stahl, der das Genre aufmischen will. Doch reicht das für den großen Neuanfang?

DC Comics und Warner Bros. wagen mit Superman den großen Reboot ihres Filmuniversums. Dieses Mal darf James Gunn, bekannt für bissigen Humor und popkulturelle Anspielungen, den berühmtesten aller Superhelden ganz neu interpretieren. Statt schwerem Pathos setzt Gunn auf Leichtigkeit, Tempo und bunte Comic-Ästhetik. Die Handlung steigt ohne Umschweife mitten ins Geschehen ein: Metahumans sind längst Alltag, doch die Welt bleibt im Chaos. Superman (David Corenswet) muss sich nach einer Niederlage nicht nur seinen alten Feinden, sondern auch einer gnadenlosen Rufmord-Kampagne von Lex Luthor (Nicholas Hoult) stellen, der gemeinsam mit seiner eigenen Metahuman-Armee und gefährlicher Multiversum-Technologie alles daran setzt, Superman endgültig zu Fall zu bringen.

Frischer Ton, bunte Bilder – und viel Tempo

Gunn inszeniert einen deutlich farbenfroheren Superman-Film als die letzten Iterationen von Zack Snyder. Die Actionszenen sind spektakulär und trotz CGI-Einsatz spürt man eine physische Wucht. David Corenswet gibt dem Helden dabei mehr Nahbarkeit als Henry Cavill: Sein Superman ist nicht nur ein Muskelpaket, sondern auch ein nachdenklicher, manchmal überraschend verletzlicher junger Mann, der mit seiner Rolle als Hoffnungsträger hadert. Die Chemie zwischen ihm und Lois Lane (Rachel Brosnahan), die erstmals mehr zu tun bekommt als nur gerettet zu werden, funktioniert gerade in kleinen, persönlichen Momenten überzeugend.

Zu viele Figuren, zu wenig Tiefe

Trotzdem bleibt vieles an der Oberfläche: Der Plot hetzt von Setpiece zu Setpiece, springt zwischen Welten, Universen und Nebenfiguren, ohne sich Zeit für echte Charakterentwicklung zu nehmen. Das liegt auch an der Vielzahl neuer Figuren, mit denen Gunn das neue DCU auf einen Schlag einführen will – von Superhund Krypto, der für einige witzige Szenen sorgt, über eine anarchische Justice Gang bis hin zu Lex Luthor, der als technikaffiner, herrisch-obsessiver Strippenzieher funktioniert. Doch so charmant die Nebenfiguren auch sind, echte emotionale Tiefe bleibt oft auf der Strecke. Gunns Hang zu popkulturellen Referenzen, Meta-Humor und augenzwinkernden Dialogen trägt dabei nicht immer zur Glaubwürdigkeit der Welt bei.

Zwischen Parodie und politischem Kommentar

Was Gunn besonders gelingt: Sein Superman-Film ist durch und durch politisch, ohne dabei den Holzhammer auszupacken. Das Bild des Außenseiters, des „illegalen Aliens“, das für das Gute kämpft, wird gerade in Zeiten von Fake News, Populismus und gesellschaftlicher Polarisierung clever neu kontextualisiert. Lex Luthor verkörpert als toxischer Tech-Bro samt Populismus und perfider Medienkampagnen einen Gegenspieler am Puls der Zeit. Gleichzeitig zitiert Gunn nicht nur die klassischen Comics der Silver Age und die berühmten Superman-Verfilmungen, sondern spielt immer wieder mit den Grenzen zwischen knallbunter Übertreibung, Satire und modernem Blockbuster-Kino.

Fazit

Andreas Zommer
Andreas Zommer
YouGame Redaktion
James Gunns Superman ist ein bunter, popkultureller Rundumschlag, der vieles wagt, aber nicht alles gelingt. Der Film ist weder ein Totalabsturz noch ein Meilenstein. Vieles fühlt sich frisch an – etwa die politische Grundierung, das Augenzwinkern, die kluge Integration von Nebenfiguren. An anderer Stelle bleiben Figuren und Themen seltsam unterentwickelt, die Handlung wirkt überladen, der Humor manchmal forciert. Gunn will zu viel auf einmal: einen neuen Mythos erschaffen, das DCU rebooten, Comicfans bedienen, Popkultur zitieren und nebenbei die Menschlichkeit des Helden feiern.<p>

Trotz aller Überfrachtung ist Superman ein unterhaltsamer, moderner Superheldenfilm mit Herz, Witz und ein paar echten Gänsehautmomenten. Wer sich auf das bunte Spektakel einlässt und keine allzu große emotionale Tiefe erwartet, wird zwei sehr kurzweilige Stunden im Kino verbringen. Ob dieser Superman aber das DCU dauerhaft retten kann? Die Antwort bleibt vorerst offen, doch immerhin macht dieser Start Lust auf mehr.

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