Comic >> Comic-Kritiken >> Radium Girls - Ihr Kampf um Gerechtigkeit -

Seiten:
136
Erscheinungsdatum:
28.12.2021
ISBN:
9783551763891

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Kritik: Radium Girls - Ihr Kampf um Gerechtigkeit -

Amerika in den 1920ern. Während Frauen um Mitsprache- und Wahlrechte kämpfen, feiert das radioaktive Radium einen Siegeszug und wird sowohl im medizinischen Bereich - wegen vermuteter heilender Wirkung - wie auch in der Industrie - wegen seiner Leuchtkraft - verwendet. In solch einer Fabrik, der U.S. Radium Corporation, arbeiteten die fünf Frauen Grace Fyer, Katherine Schaub, Edna Hussman, Quinta McDonalds und Albina Larice und bemalen den ganzen Tag Ziffernblätter von Uhren mit Radium-haltiger Farbe, ohne zu wissen wie gefährlich dies ist.

Die französische Künstlerin Cy. hat sich diesen spannenden historischen Geschehnissen angenommen und diese wahre Geschichte in ihrem Comic "Radium Girls" verarbeitet. Die Geschichte behandelt dabei neben dem tragischen Schicksal der fünf Frauen auch Themen wie Sexismus, Kapitalismus und dem Stolz junger Frauen endlich einer eigenen Arbeit nachgehen zu dürfen und ihr eigenes Geld verdienen zu können. Die Frauen fallen im Comic in ihrer Umgebung auf, zum einen durch die neue finanzielle Freiheit, zum anderen, da sich der leuchtende Staub überall absetzt, in den Haaren, an den Händen und natürlich am und im Mund, mit dem der Pinsel ununterbrochen in Kontakt kommt. Denn damit die Tätigkeit besser von der Hand geht, wird ihnen von den Vorgesetzen der Ratschlag gegeben, den Pinsel immer wieder mit dem Mund zu befeuchten, damit die Haare nicht abstehen und somit die teure Farbe nicht verschwendet wird. Was man damals jedoch nicht weiß: das radioaktive Radium ist lebensgefährlich und führt mit der Zeit zu Krebs. Das Radium lagerte sich nämlich in den Knochen im Kiefer ab und strahlte auf den ganzen Körper ab, was zuerst Zahnausfall und Gelenkschmerzen auslöst und in weiterer Folge zu Fehlgeburten und Tod führt. Als sich dann bei ihnen gesundheitliche Schäden zeigen, ist es schon viel zu spät, trotzdem ziehen die Frauen vor Gericht.

Als den Frauen klar wird, wie gesundheitsschädlich ihre Arbeit ist, werden deren Ängste von deren Arbeitgeber ignoriert. Doch sie wollen dies nicht auf sich sitzen lassen und obwohl ihnen zu Beginn niemand helfen will, ziehen sie ihren Kampf und ihre Klage durch. Auch wenn sie am Ende aufgrund deren Gesundheit einen Vergleich annehmen, revolutionierten sie das amerikanische Arbeitsschutzgesetz. Denn zum einen etablierten sich Arbeitsschutzregeln, zum anderen erhielten Arbeiternehmer:innen in Amerika das Recht in der Arbeit erlittene Schäden beim Arbeiter einklagen zu können.

Der Comic selbst fällt mit seiner Aufmachung auf. Die Künstlerin Cy. schafft es mit nur wenigen Buntstiften die Frauen und deren Umgebung zum Leben zu erwecken, obwohl oftmals simple Striche gewählt werden. Dies führt aber auch dazu, dass es manchmal schwer ist die einzelnen Frauen voneinander zu unterscheiden. Was zu Beginn noch sehr fröhlich beginnt und junge Frauen zeigt, die Freude an ihrem Leben haben, beginnt ab dem Mitte dunkler und depressiver zu werden, ohne dabei die Freude und Neugierde zu nehmen. Ganz besonders erwähnen muss man hier auch die wunderbare Coveraufmachung, die im Dunkeln leuchtet, hier jedoch ganz ohne krankheitsverursachende Farbe. Einen pfiffiges Gimmick, das jedoch auch wenig makaber ist.

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