Die John Wick-Reihe ist zum Synonym für durchchoreografierte Action, Noir-Ästhetik und eine Welt mit klaren Regeln geworden. Mit From the World of John Wick: Ballerina wagt das Franchise den Sprung ins Spin-off und präsentiert Ana de Armas als neue Hauptfigur, die inmitten von Leichenbergen, Neonlichtern und eiskalten Racheschwüren einen ganz eigenen Stil setzt. Der Film spielt zwischen Kapitel 3 und 4, doch der erste Eindruck trügt nicht: Hier wird die altbekannte Geschichte des Killers auf Rachefeldzug neu erzählt, aber nicht unbedingt neu erfunden.
Eve (Ana de Armas) verliert als Kind ihren Vater durch einen Mordanschlag und wird fortan von der Ruska Roma zur gnadenlosen Auftragskillerin ausgebildet. Jahre später stößt sie bei einem Auftrag auf Hinweise zu den Mördern ihres Vaters und widersetzt sich allen Befehlen, um ihren Racheplan durchzuziehen. Ihr Weg führt quer durch Europa, von Prag bis ins verschneite Hallstatt, vorbei an einem Haufen Killer, die sich in den Alpen wie ein bizarrer Geheimbund verschanzen. Dass Eve in ihrer Rachsucht nicht zu stoppen ist, sorgt dafür, dass bald auch John Wick persönlich (Keanu Reeves in mehreren Cameos) in die Handlung eingreift.
Action-Feuerwerk – und die Lust am Zerstören
Wer die Action der Wick-Reihe liebt, wird hier bestens bedient. Die Fights sind dynamisch, blutig, oft spektakulär und manchmal originell, etwa in einer Szene, in der sich Kontrahenten mit Flammenwerfern attackieren. Wiseman (und nachträglich Chad Stahelski) liefern Hochglanz-Bilder, kreative Stunts und eine Kamera, die nah an den Figuren bleibt. Ana de Armas überzeugt als knallharte Killerin, die ihre zierliche Statur durch Einfallsreichtum, Härte und Beweglichkeit wettmacht. Von Messern und Pistolen über Schlittschuhe bis hin zu Feuerwehrschläuchen: Das Waffenarsenal ist so vielseitig wie die Choreografien. Auch im Alpendorf-Finale dreht der Film mächtig auf, das österreichische Dorf mutiert zur Arena, das Spektakel eskaliert, bis die Flammenwerfer den Schnee schmelzen lassen.
Fluch und Segen des Franchise: Stil, Mythos – und alte Probleme
So packend die Action ist, so klar bleibt: „Ballerina“ ist ganz Kind seiner Reihe, mit allen Stärken und Schwächen. Die Story ist rudimentär und repetitiv: ein klassischer Rachethriller, dessen emotionale Tiefe nur angedeutet bleibt. Die Versuche, psychologische Fragen zu stellen („Ist das Töten wirklich mein Schicksal?“), laufen schnell ins Leere, zu sehr verlässt sich der Film auf Tempo, Neon-Ästhetik und Gewalt. Eve ist als Figur zwar physisch eindrucksvoll, bleibt aber blass, weil der Film ihr kaum Entwicklung und Tiefe zugesteht. Auch der Bösewicht (Gabriel Byrne als „Kanzler“) bleibt ein Abziehbild, und Nebenfiguren wie Norman Reedus oder die legendäre Ballettdirektorin (Anjelica Huston) dienen mehr dem Franchise-Mythos als der Handlung.
Immerhin: Die Welt von John Wick ist detailreich, voller Subkultur und stilisierter Regeln. Die Ballettelemente, Trainingsmontagen und die Mischung aus russischem Noir und Ballerina-Härte sorgen für Atmosphäre. Der Auftritt von Keanu Reeves bringt Fanservice, stiehlt aber der neuen Hauptfigur immer wieder die Show.
Fazit
Am Ende ist From the World of John Wick: Ballerina ein Festival für Fans harter Action, ein Franchise-Baustein mit viel Energie, aber wenig Überraschung, solide, brutal, stilvoll, aber auch austauschbar. Ein Spin-off, das vor allem eins liefert: Lust auf mehr John Wick – und Hoffnung, dass die nächste Heldin vielleicht mehr darf als nur kämpfen.
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