Titel:
Ziemlich beste Freunde
Original-Titel:
Intouchables
Frankreich/2011
Verleih:
Constantin Film

Laufzeit:
112 Minuten

Filmkritik: Ziemlich beste Freunde

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Ohne Ausbildung, Ex-Häftling und absolut keine Lust auch nur einen Finger zu rühren. Eigentlich nicht die beste Vorraussetzung um bei einem reichen Aristokraten, der seit einem Freizeit-Unfall Hals abwärts gelähmt ist, als Pfleger zu beginnen. Doch genau dieses Kunststück schafft Driss, womit einer der besten Komödien seit langem seinen Lauf nimmt.

Der schwerreiche Philippe ist wieder einmal auf der Suche nach einem neuen Pfleger. Der letzte hat nur wenige Wochen ausgehalten und der Querschnittsgelähmte ist es leid, dass er von seinen Pflegern bemitleidet wird. Doch das Schicksal meint es gut mit ihm und schickt ihm Driss. Der ehemalige Häftling will sich eigentlich gar nicht bewerben, sondern braucht nur eine Unterschrift für das Arbeitsamt, um zu belegen, dass er sich erfolglos für eine Stelle beworben hat. Dies würde nämlich dem vor kurzem entlassenen Häftling weiterhin Arbeitslosengeld sichern. Damit er jedoch nicht nur wegen seiner nicht vorhandenen Ausbildung als ungeeignet wirkt, zeigt er sich beim Vorstellungsgespräch von seiner schlechtesten Seite, baggert Philippes Sekräterin ein und lässt unbemerkt ein Fabergé-Ei mitgehen. Doch der Plan von Driss geht nicht auf. Als er am nächsten Tag wieder kommt, um die Unterschrift abzuholen, wird ihm erklärt, dass Philipp ihn für einen Probemonat einstellt. Für Driss eine vollkommen neue Erfahrung, hatte er doch noch nie ein so gutes Leben, wie bei Philippe, wo er sein eigenes Zimmer samt eigenem Bad bekommt. Jedoch musste er sich noch nie wirklich um jemanden kümmern und ist Anfangs damit auch überfordert.

Der weitere Filmverlauf führt uns in eine ganz besondere Geschichte, wie sie nur wahre Begebenheiten schreiben können. Driss bleibt seiner frechen und unbekümmerten Linie treu und führt Philippe ins Leben zurück, um ihm zu zeigen, wie steif sein elitäres Umfeld ist. Er nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund und vergisst in so mancher Situation, dass sein Chef gelähmt ist. Driss bekommt dafür von Philippe Bildung geschenkt, die ihm in seiner Jugend nicht zuteil wurde, da er in armen Verhältnissen aufgewachsen ist und weckt in ihm die Liebe zur Malerei. Driss erstes Bild verkauft Philipp gleich an einen seiner besten Freunde und macht Driss mit dem Erlös von 11.000 Euro eine wahre Freude.

"Ziemlich beste Freunde" lebt von seinen Gegensätzen. Schwarz trifft weiß, Arm bekommt es mit Reich zu tun, ein mit Geld überschütteter Aristokrat hilft einem aus der untersten Schicht und ein junger, lebensfroher Mann weckt die verloren geglaubte Lebensfreude eines Gelähmten. Dies sind genug Gegensätze, um dem ernsten Thema Witz und Charme zu verleihen und obwohl so manche Szene über das Ziel hinausschießt, funktioniert die Chemie zwischen den zwei Schauspielern nahezu perfekt. Die aufkeimende Freundschaft wechselt sich amüsant mit den sichtbaren Unterschieden und den daraus resultierenden Problemen zwischen den zwei Charakteren. Denn der Reichtum schafft zwar Annehmlichkeiten, kann die Einschränkungen der Behinderung jedoch nicht vergessen machen, so wie auch die nach außen sichtbare Unbekümmernheit von Driss nicht seine Unsichertheit und das fehlende Geborgenheitsgefühl vergessen lassen. Das Ende des Filmes ist dennoch vorhersehbar, doch genau dies macht doch ein gutes Happy-End aus. Das Publikum geht am Ende vollends zufrieden nach Hause, denn die Erwartungen werden mehr als nur erfüllt. Erwähnen muss man hier, dass die Regisseure hier nichts verändern mussten, denn die dem Film als Vorbild dienende wahre Geschichte, endete auch mit einem Happy-End.

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