Intel Extreme Masters 2016 - Polen als neues eSport-Zentrum Europas

Spodek, Katowice -

Wenn man an Polen denkt, fallen einem sicher viele Assoziationen ein, aber kaum jemand wird dabei groß an Videospiele oder eSport denken. Seit drei Jahren versucht dies nun jedoch Intel und die Electronic Sports League (ESL) zu ändern, denn zum wiederholten Male findet in Katowice eines der größten eSport-Turniere der Welt statt. Wir waren für euch vor Ort und haben uns das Event genauer angesehen.

"Welcome to the Grand Final of the Intel Extreme Masters World Championship" schallt es durch die Spodek-Arena und über 10.000 Besucher jubeln lautstark mit. Schon um 6 Uhr früh standen die ersten Zuschauer vor der Halle, um später die besten Plätze zu bekommen, wenn die bekanntesten eSport-Teams der Welt um insgesamt 500.000 Dollar Preisgeld spielen. Der Eintritt ist grundsätzlich gratis, wer auf jeden Fall unter den ersten sein wollte, konnte sich über das Internet "Early Entrance"-Pässe kaufen. Platz in der Arena und in der Expo-Halle gab es viel, denn an den drei Tagen waren 104.000 Besucher am Eventgelände. Gerade die angehängte Messe in der neugebauten Halle mit der neuesten Hard- und Software zum Anspielen, Testen und vielfach auch gleich zu kaufen begeisterte die zahlreichen Besucher. Wenn man an die gamescom oder die Game City denkt, ist es undenbar, dass man mit seinem neuen PC direkt nach Hause geht. Was bei uns jedoch nicht geht, ist in Polen sehr beliebt, kaum jemand geht ohne einen Kauf nach Hause, haben die Firmen doch sehr viele spezielle Angebote extra für die IEM mitgebracht.

So begeistert man in den ersten Minuten am Gelände ist und von der professionellen Show in seinen Bann gezogen wird, so schnell machen sich nach einiger Zeit jedoch die Fehler der Veranstaltung deutlich. Dass man Presse-Mitglieder trotz Ausweis statt durch die direkten Abkürzungen auf lange Spaziergänge rund um die Halle schickt, mag noch ein Luxusproblem sein, dass nur wenige Personen geärgert hat. Mit anderen Entscheidungen hat sich das Organisationsteam jedoch den Unmut vieler Gäste eingefangen.

So wurde vor dem Turnier noch groß angekündigt, dass man Frauen im eSport fördern will und mit der "Intel Challenge" ein eigenes Frauen Counterstrike-Turnier angekündigt. Warum hier jedoch alle Gruppenspiele hinter verschlossenen Türen und nicht öffentlich für alle sichtbar ausgetragen wurden, weiß wohl nur das IEM-Team. Förderung sieht in unseren Augen auf jeden Fall anders aus.

Ein weiteres Manko war auf jeden Fall die gastronomische Verköstigung. So gut die polnische Spezialität Zapiekanka, eine Art überbackenes Sandwich, auch ist, so gering waren vor Ort auch die Alternativen, weshalb viele bereits am Freitag versuchten Essen rund um die Arena zu bekommen. Was unter Tags kein Problem darstellte, da man die Arena jederzeit verlassen konnte, sorgte ab 22:00 für riesen Probleme. Ohne Vorankündigung wurden die Eingänge geschlossen und die eSport-Fans blieben enttäuscht vor der Tür stehen. Selbst Besitzer von Premium-Tickets mussten enttäuscht wieder abziehen, obwohl im Stadion noch das Finale des Counter-Strike-Turnieres bis 03:30 lief. Vor der Halle jede Menge saure Fans und das Finale selbst fand fast unwürdig vor einer nahezu leeren Halle statt. Dabei hätte es eine richtige Party werden können.

Dies zeigen nämlich die nächsten beiden Tage, wo die Halle fast durchgehend bis auf den letzten Platz gefüllt war und mehr Stimmung aufkam, als bei so manchem Fussballspiel. Fördernd dafür waren hier auf jeden Fall die spannenden Spiele der eSport-Teams aus aller Welt. Allen vorran vor allem Fnatic, die in Counter Strike nicht immer sehr souverän wirkten und im Finale Luminosity Gaming große Vorsprünge schenkten. Doch das Team wusste immer aufzudrehen und mit beeindruckender Manier konnte Fnatic mit einem 3:0 den Titel gewinnen. In League of Legends führte wiederum kein Weg am koreanischen Team SK Telecom T1 vorbei, die ihre Gegner oftmals perfekt lesen konnten und sie dadurch mühelos scheinend schlugen. In Heroes of the Storm gewann Team Dignitas, die im Finale keine Zweifel offen ließen, warum sie der würdige Sieger dieser Saison sind. In Star Craft II wiederum zeigte Polt, warum er zu den besten Spielern der Welt gehört, denn er konnte mit einem 4:2 gegen Snute seinen bereits vierten Titel sichern.

Gesamt gesehen wurde uns ein unglaublich gutes Turnier gezeigt, das nur Mängel in der Organisation hatte, denn die Stimmung in der Arena war mehr als beeindruckend. Ersten Gerüchten nach findet 2017 auch das nächste Finale wieder in Katowice statt, sollten die Rahmenbedingungen rund um die Turniere noch verbessert werden, steht Polen nichts mehr im Wege zum eSport-Zentrum Europas zu werden.

Fotocredits: YouGame